Sonntag, 22. Juni 2014

Der Po



Also am Po langfahren kann jeder. Man fährt die meiste Zeit auf einem asphaltierten Weg auf dem Deich. Wenn man Hunger hat, geht man beim nächsten Dorf die Treppe runter und fragt die Opis, die vor dem Cafe sitzen nach dem Bäcker. Auf dem Weg dorthin findet man auch den Gemüseladen mit den Melonen. Dann kann man beim nächsten Rastplatz alles aufessen.
Die Leute hier sind sehr entspannt. Gestern hatten wir unser Zelt an einer unserer Meinung nach wenig frequentierten Stelle direkt am Damm aufgestellt und heute prompt verschlafen. Zu unserem Fruehstueck kamen dann Jogger, Radrennfahrer, mit dem Rad zum Einkaufen Omis, Hundeausfuehrer... Haben alle sehr nett gegruesst :-)
Abends laeuten die Glocken mit Glockenspiel. Totzdem gibt es sehr wenige Radwanderer.
Jeder Destrikt ist fuer die Radwege selber verantwortlich. Manche haben auch Radnetzkarten aufgestellt oder Schildet mit den Sehenswürdigkeiten. Im Unterlauf gehört das Nordufer und das Suedufer zu einem anderen Destrikt. Dann gibt es auf jedem Ufer eine andere Karte, in der die Gegenseite jeweils als weisser Fleck (unerforschte Wildnis) dargestellt ist. - Hat ja Obelix schon gesagt: Die spinnen ja die Roemer :-)

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Dienstag, 17. Juni 2014

Venezia

 Es ist so schoen hier. Ich wuerde ja gern noch laenger bleiben. Hab ich dem Uwi auch gesagt. Und da hat er vorgeschlagen, wir koennten zur goldenen Hochzeit noch mal hierher kommen. Fand ich sofort gut die Idee. Spaeter bin ich dann drauf gekommen, dass das ja noch eine ganze Weile hin ist bis dahin. Hm, hab ich mich irgendwie anschmieren lassen.

Die Badeorte vorher sind nichts fuer uns. Manche haben eine ganz nette Altstadt. Aber wegen der vielen Touries gibt es dann Satellitenstaedte mit 1000 Hotels oder 30km Campingplaetzen. Und das Schlimmste ist, es gibt fast keine Naturstraende. Man kann sich entweder auf die Pflastersteine der Strandpromenade legen oder 16€ pro Person fuer das Strandbad bezahlen und dort einen 60cm breiten Liegeplatz bekommen - alle in einer Reihe - wie auf dem Friedhof.

Dann 5km ins Land rein faehrt man durch einsame Doerfer. Wird angestaunt, weil man der einzige Fremde ist, der seit 8 Jahren da durchs Dorf gefahren kommt -sehr merkwürdig.

Ja, aber Venedig, ist wirklich spannend. Ich koennte ewig nur sitzen und zuschauen, wie hier Massentourismus und das ganz normale Leben nebeneinander leben. Wobei dieses "normale" Leben eben doch auch besonders ist. Das haben wir schon gemerkt, als wir ein Hotel gesucht haben. Laufend Treppen - ganz schoen schwer mit dem bepackten Fahrrad. Und so wird wirklich alles mit dem Boot gemacht - Krankenwagen, italienische Telekom, Post, Lieferverkehr ...

Und dann mit einem Bauingenieur hier spazieren gehen. Das Uwi hat immer wieder rumgewundert, dass man so einen unguenstigen Baugrund in keinem Fall empfehlen kann und dass es gar nicht gut waere fuer die Haeuserm wenn sie immer nass werden und dass man hier auch kein Geruest stellen kann, wenn der Putz neu gemacht werden muss. - Muss er aber nicht. Da sind die Venezianer genauso entspannt, wie beim aktuellen Hochwasser, was direkt bis zur Ladenschwelle geht.

Ansonsten muss das Uwi ganz viel Eis essen. Es gibt so viele leckere Gelaterias und er hat immer Angst, es koennte die letzte sein. Mal gut, dass wir noch ein Stueck Italien vor uns haben. In der Po-ebene wird es doch auch Gelaterias geben? Oder sollten wir lieber gleich noch eins essen?


Mittwoch, 11. Juni 2014

Warum machen wir das eigentlich?

Regine hatte mich gefragt, warum nehmt ihr so einen anstrengenden Weg zum Reisen. Wir haben gesagt, es ist Abenteuerlust. Das stimmt auch.
Aber es ist auch eine besondere Art das Land zu beobachten. Wir sind 10 Stunden pro Tag auf der Strasse. Von früh bis spät. Da sieht man praktisch den ganzen Tagesablauf.
Wann die Bauern aufs Feld gehen. Gehen die Schulkinder zu Fuß zur Schule oder mit dem Bus. Gibt es viele Schulen oder sind sie fern. Wann die Omis und Opis in der Dörfern spazieren geführt werden. Wie die Sozialfuersorge ist - Mittagsverteilung in der Dörfern per Fahrrad. Wird die Wäsche vor dem Haus oder hinter dem Haus getrocknet. Gruessen die Leute oder nicht.


Die großen Restaurants mit Riesensaelen (sehr edler Ausstattung) fuer Hochzeiten und Beerdigungen - fuer die in der Stadtwohnung kein Platz ist.
Dürfen die Kinder nach der Schule alleine nach Hause oder werden sie abgeholt.
Und vor allen die Treffen der Leute auf den Plaetzen und an den Baenken vor dem Haus. Was für grosse Felder mit der Hand bearbeitet werden - sehr grosse. Wieviel Kinderspielzeug im Garten ist - viel.
Was man nachahmen kann: Buecheschraenke im Stadtpark (Ljubliana) oder Mittagastisch fuer die Rentner in den Doerfern ( Ungarn).

Aus diesen Kleinigkeiten ergibt sich ein Puzzlebild - wie bei einem Film von Andeas Dresen. Es ist super spannend - aber man kann es nur erleben, wenn man diese Zeit hingibt.

Man erlebt die Gerueche. Polen riecht nach Maigloecken, Waldmeister und Wacholder. Ungarn mach Kamille, Lindenblueten und Kohlrabi (keine Ahnung, was nach Kohlrabi richt - ich glaube die Rapsfelder) -Slowenien nach Heu, Dill und Tannenharz.

Und wir erzaehlen uns viel - von frueher :-)  Man hat ja sonst nichts zu tun den ganzen Tag. Ist auch ein bisschen romantisch - sich an alles zu erinnern.
Von Rehen und Gluehwuermchen gar nicht zu reden - naja man muss es eben moegen :-)

Jetzt sind wir an der Adria angekommen und es beginnt das dolce vita - Pizza, italienischer Schinken und Parmesankaese - soo!


Dienstag, 10. Juni 2014

Ljubliana ist schön

Slowenien und Slowakei haben viele Ähnlichkeiten. Es gibt Berge - hatte ich glaube schon erwaehnt. Es ist sehr schoen gruen. Alles super ordentlich und in Ordnung. Slowenien ist sogar noch reicher und bunter. Irgendwie war meine Vorstellung immer karges Felsengebirge - aber bisher war es sehr fruchtbar. Ueberall Felder, Waelder und Gemuesegaerten. Sehr fleissig sind die Leute - Pfingsten wird auch gearbeitet. Das ist sehr gut - wir brauchten einen Fahrradservice fuer Uwe.
Allerdings die Musik ist in der Slowakei besser - da gibt es ja diesen Ziegeunereinschlag in der Volksmusik. Hier ist es mehr Dschingderassa mit Herzilein. Die Trachten sehen auch fast bayrisch aus. Das wird alles sehr ernst genommen.  Wir haben mehrmals gesehen, wie die Dorfkapelle zum Geburtstagsjubilaeum bei jemandem vor dem Haus musiziert hat und die Familie hat ganz ernst im Frack dabei gestanden und zugehoert.
Ljublianer ist sehr schön zum Anschauen und zum Wohnen. Viel Gruen, viele Kneipen, überall Leben.
Und wir haben hier die meisten Fahrradwanderer getroffen. Sonst nur ein Paerchen pro Land. Und hier ganz viele - trotz der Berge - komisch.
Ich mach auch jeden Abend diesmal fleissig meine Streachinguebungen. Die Uebungen zum Reinigen der Lunge, braucht man aber nicht zu machen. Die ergeben sich ueber den Tag ab 8%_Steigung spontan :-)

Montag, 9. Juni 2014

Slowenien hat sehr viele Berge und sie werden täglich höher.



Die höchste Bergkette kommt dann kurz vor Triest. Das können A-Hoernchen nicht leiden.
Wie schoen war es da in Ungarn.
Dazu wollte ich noch erzählen, dass sie dort immer zu Rasen maehen. Die Zimmervermieter am Balaton maehen ihren Vorgarten. Die Grundstücksbesitzer im Hochwassergebiet, den Abflussgraben vor ihrem Haus. Und Massen von Leuten sind als ABM-Massnahme eingestellt und maehen die Parks und Grünanlagen und die Strassenraender der kleinsten Dorfstrassen.
Und es ist ein Vogelparadies. So viele Piepmaetze. Und wenn wir unser Zelt aufgestellt hatten, waren mindestens eine Nachtigall, eine Wildtaube und ein Kuckuck im Baum ueber uns. "Kann denn hier nicht mal einer den Sabbel halten!" Hat das Brummschnuffel dann gesagt.
Und eine Paprika haetten wir gern dem Dusty mitgebracht. Ich hab sie gleich ausgespuckt (nach Spicytraining in Asien). Und Uwi hat sich kleine Haepschen geschnitten, damit beim Abbeissen die Lippen nicht verbrennen.
Die Sprache war aber doch zu schwierig. Ich hab nur eins gelernt: Magyar Eper - ungarische Erdbeeren - hm, lecker.
Jetzt muessen wir erst mal Uwis Schaltung reparieren lassen - nagelneu gekauft vor dem Losfahren - Shimano ist auch nicht mehr dass, was es mal war.
Aber ohne Schaltung diese Berge - waere irgendwie gemein.

Donnerstag, 5. Juni 2014

Pittyplatsch am Balaton

Hier gibt es natürlich alles!!!
Zwischendurch hatten wir mitunter Schwierigkeiten Mittagessen zu bekommen. Wenn die Leute nicht so viel Geld haben und trotzdem im Restaurant sitzen und schwatzen möchten, wir nur das angeboten, was nachgefragt wird. In Westpolen, abseits der Touristenwege waren am Marktplatz oder in der Haupteinkaufstrasse immer 8 Eislaeden ( und 6 Schuhlaeden). In Ungarn hatten alle Restaurants nur Kaffee und Cocktails. Fazit: die Poelen essen Eis und die Ungarn trinken.
Am Balaton ist alles deutsch. Es gibt Gyros (sehr lecker - sie machen eigentlich Huehnchenfleisch in einer Gewuerzsosse), Pommes und Pizza.
Wir sind die Südseite komplett abgeradelt. Es sieht aus wie am Schlaenitzsee. Auf der rechten Strassenseite - Bungalows, Lauben oder kleine Villen mit Wassergrundstueck. Auf der linken Seite - ohne. Dann kommt die Eisenbahn, dann nichts mehr. Immer wo ein Bahnhof ist sind 15-20 Essen und Andenkenlaeden und ein Freibad (macht um 18:00Uhr zu). Grosse Hotels gibt es nur noch in Shiofok (meiden). Ueberall anders haben sie Pleite gemacht.
Alles ist sehr ruhig, schoene Radwege - toll fuer Urlaub mit Kindern.
Da jetzt noch Vorsaison ist, sind viele Laeden noch zu. Ueberall wird geputzt und renoviert.
Jetzt entspannen wir zwei Tage in Heviz im Thermalbecken. Dann kommen die boesen slowenischen Berge - auweia.

Dienstag, 3. Juni 2014

Bushäuschen und Regen schließen einander aus.

Gestern hatten wir das Glück beim Gewitter unter einem Sitzplatz mit Dach auf einem Dorfspielplatz unterzuschlüpfen. Ich hab eMails abgerufen und gerade haben mir ganz viele Leute geschrieben. Wie beneidenswert wir sind.

Das les ich so - eingeklemmt - von allen Seiten mit hochspringenden Tropfen besprueht, meine Sonnenallergie juckt wie verrueckt, die Leber ziept (bestimmt von den Histamintabletten) - was mir sonst noch alles weh tut - lass ich mal offen.

Heute hat uns das Gewitter dann voll auf freiem Feld erwischt. Kein Bushaeuschen' kein Rasthof weit und breit. Sturmstärke 7. Die LKW sind immer auf die andere Spur gefahren, damit wir diese Volldusche nicht auch noch bekommen.

Aber dann scheint wieder die Sonne. Der warme Asphalt ist in 10min trocken. Und es stimmt - wir sind total beneidenswert.

Ungarn hat sich in der Grenzregion sehr, sehr arm gezeigt. So arme Doerfer haben wir vor 15 Jahren in Rumänien gesehen. Jetzt hier in der Naehe von Budapest sieht es natuerlich anders aus. Und es gibt ueberall sehr viele kommunale Angebote. Viele Schulen in den Doerfern, jedes Dorf hat ein Bürgermeisteramt, einen Coop-Lebensmittelladen und einen schoenen Dorfplatz mit Gruenanlage und Baenken und ein dichtes Nachverkehrsnetz.

Es gibt auch an jeder Strassenkreuzung Wasserhaehne. Das heisst, es haben' wie in Spanien, noch nicht alle Wasser im Haus. Fuer uns ist es gut. Man kann sich unterwegs erfrischen.