Mittwoch, 29. Juni 2016

Sonnenwendfeier



Also das mit den weissen Nächten ist nur am Meer romantisch. In Schweden ging der Radweg gar nicht so oft an der Küste entlang, wegen den Schären. Da haben wir meist im Wald geschlafen. 
Dort wurde es dann einfach nur nicht richtig dunkel. Und die dummen Vögel haben die halbe Nacht Krach gemacht.
In Estland, können wir am Strand zelten. Da kann man gut einschlafen beim Meeresrauschen. Und der Himmel strahlt die Nacht über in Orange.

Die Sonnenwendfeier selber geht hier von Donnerstag bis Sonntag. Es ist so ähnlich wie Ostern, nur etwas wilder. 
Alle besuchen Oma und Opa auf dem Lande. Es wird gegrillt. Und an einem der vier Tage macht man das grosse Feuer an und trinkt zusammen mit den Nachbarn. 

Es gibt auch grosse Feiern von der Gemeinde. Das haben wir in Leisi gesehen. Da ist ein noch größeres Feuer und eine Bühne mit Musik. Da aber alle Gemeinden Sonnenwendfeier machen wollen, gibt es scheinbar nicht genug Imbisswägen. In Leisi war jedenfalls für ca. 2.000 Leute ein Eiswagen, ein Grillstand und ein Bierstand. Entsprechend lang waren die Schlangen. 
Da sind wir lieber weiter gezogen und haben einen der Rastplätze der staatlichen Forstwirtschaft angesteuert. Dort, direkt am Strand, stand ein Grill, zwei Toiletten und Picknickbänke.
Es waren schon zwei Familien dort und haben mit den Kindern gezeltet. Wir haben dann unser eigenes kleines Feuer gemacht und das Feuerwerk von Leisi von fern angeschaut. 

Die staatlichen Campsides fanden wir aber toll. Nach denen schauen wir jetzt öfter. In Visby war auch ein besonders Schöner - mit Feuerholz schon hingelegt. Und alles kostenlos.
Und nachdem die Putzkolonne durch war, waren wir komplett allein dort. Das Uwi ist die ganze Zeit als Nackedei rumgelaufen und fand dass voll lustig.

Freitag, 24. Juni 2016

Alles voller Walderdbeeren

Und ich darf nicht laufend anhalten um sie zu pflücken. Und Blumenwiesen, die bis zum Wasser reichen. Estland ist zum Fahrradfahren wirklich das schönste Land (und Frankreich).

Russland hat sich am Schluss nicht von der schönsten Seite gezeigt. Die ganze Ebene von Peterhof bis zur Grenze 180km die schönste schwarze Erde. Aber alles überschwemmt, voller Erlen und Struppzeug. Kann man das nicht melorieren? Nur Viehfutter wird angebaut und 17Mio Mücken. Unverständlich wieso so ein großes Land Lebensmittel einkaufen muss. Es gab übrigens alles - ausser Camenbert, der fiel scheinbar unter das Embargo ☺

Estland hat uns jedenfalls gleich ein Zuhausegefühl gegeben. Schließlich sind wir jetzt zum vierten Mal hier und der R1 von Tallinn nach Riga war 2004 unsere erste Radreise.

Schon in Narva, gleich am Zollhäuschen hat uns das erste Wegzeichen vom R1 begrüßt. Und an der Kreuzung die Taxifahrerin hat abgewartet, wo ich lang will - ich bekomme Beachtung von einem Autofahrer, wie herzerwärmend.
Und wir haben hier wirklich jede Nacht direkt am Strand zelten können. Die Leute vom Ort kommen vorbei, fragen wo wir hinwollen und freuen sich, dass es uns gefällt.

Das wir Müll rumschmeissen könnten, kommt überhaupt niemanden in den Sinn. Schließlich würden sie das selber ja auch nie machen.
Überall gibt es Internet. Estland hat die Bezahlung von Fahrkarten mit dem Handy schon vor Jahren eingeführt.

Aber die Wunschbäume und Masten der Storchennester haben auch viele bunte Bänder ;O)

Diesmal werden wir auch über die Inseln fahren. Dann haben wir noch mehr Estland als beim kurzen Weg.

Donnerstag, 16. Juni 2016

Land der Gegensätze

War schon klar, dass der Unterschied zwischen Arm und Reich in Russland deutlicher sein wird.
Es betrifft schon den Landstrich. Wyborg an der finnischen Grenze, war offensichtlich mal ein reicher Badeort mit Jugendstilvillen, Hotels und Cafes. Jetzt ist alles verfallen und geschlossen. Aber die Menschen sind offen. Kamen auf uns zu und haben viel gefragt.
Dann kamen die ersten kleine „Badeorte“ nach der finnischen Grenze. Das Uwi freute sich schon auf leckeres Eis. Wir kamen in ein abgestoßenen Neubaugebiet Es gab eine Art Marktplatz, der aufgegeben war. Also die verfallenen Holzhütten, wo früher mal Schwimmringe und Buddelschippen verkauft wurden (leider hab ich kein Foto gemacht). Das arme Uwi dachte ich, wo soll es hier Eis bekommen. Es gab aber doch eine Kaufhalle und eine Kiosk (mit Eis!!). Aber auch die armen Menschen dort. Wie sollen sie Geld verdienen.
Richtung Peterburg dann Badeorte mit Superprächtigen Parkanlagen, kleine Zoos für die Kinder in aufwändigen historisiertem Baustil …

Sankt Peterburg selber ist riesige Pracht, Mengen an Touristen – und um die Ecke verfallene Hinterhöfe – unglaublich spannend. Und das gleiche betrifft auch den Umgang der Menschen miteinander. Wir hatten bei der Hostel-Suche nicht gleich Glück. Das erste (MIR) war ausgebucht. Beim zweiten wollten sie den doppelten Preis für ein Zimmer ohne Bad. Aber das war dann doch nicht vermietungsbereit. Auf meine Frage, ob sie denn keine saubere Bettwäsche da haben oder ich das Zimmer mit Bad dann günstiger bekomme, war keine Lösung zu finden. Im dritten Hotel, haben mir erst die Gäste geholfen, die Administratorin anzurufen. Und die hat, weil auch voll für mich im Nachbarhotel ein Zimmer besorgt.

Das gleiche mit den Tickets für die Ermitage. Kann man Online kaufen, braucht man sich nicht drei Stunden anstellen. Ok, aber die wollen einen Ausdruck der zugesandten PDF-Dateien. Gibt bestimmt Copy-Shops hier, aber wir haben keine gefunden. Geh ich also in das Bürohaus von russ. Post-Telekom. Schon beim Türaufmachen der Erinnerungsflash. Ja, bei uns gab es früher auch Pförtner/innen. Hier gab es vier, die gemeinsam Kaffeetrinken. Aber keine Bereitschaft hatten, sich für mein Problem zu interessieren. Hab ich einen vorbeigehenden Angestellten gefragt, wo man so was in der Gegend finden kann. Der hat mir die Tickets kurzerhand ausgedruckt.

Dann mussten wir nur noch herausfinden. Welcher Eingang für die Internettickets ist - irgendwie von hinten. Dort hat uns aber jeder Pförtner mit Daumenzeichen gleich weitergeschickt. Irgendwann waren wir dann bis nach vorn gekommen. Der Pförtner des Ermitage-Theaters, war dann so freundlich, genau zu erklären, wo es ist, dass es aber erst 10:30 Uhr aufmacht. Aha, das hätte man ja an die entsprechende Pforte auch dranschreiben können. Als wir um 10:30 Uhr wiederkommen ist der Eingang offen. Und wir finden auch das Schild mit den Öffnungszeiten. Es war so aufgestellt, dass man es bei geschlossener Pforte von außen nicht lesen kann.

Beim Rausfahren hatten wir noch eine Ampel entdeckt, die auf jeder Straßenseite von drei Polizisten bewacht wird, damit die Fußgänger nicht bei Rot drüberlaufen. Hat nur bedingt geholfen. Einen Polizisten gibt es aber mindestens pro Kreuzung und Verkäuferinnen mit Kittelschürze auf Polysterol und Haarnetz ;O)

Es ist schon alles sehr ostig – wirklich süß. Und es gibt so viel Sehenswertes.
Ich denke, man sollte es noch jetzt anschauen, solange es noch diesen nostalgischen Charme hat.

Montag, 13. Juni 2016

Nicht eine Finnhütte

Ok, in Helsinki gab es doch ein paar Touristen.  Aber Fahrradtouristen können hier auch noch nicht so viele gewesen sein. Wir wurden jedenfalls immer wie Wundertierchen angeschaut. Oder voelmehr haben die Leute überlegt, ob sie jetzt schnell nach Hause müssen, auf ihre Sachen aufpassen, wenn so komische Leute in der Nähe sind (es gab natürlich auch ein paar Nette).
Im übrigen nehme ich das nächste Mal meinen Winterschlafsack mit nach Finnland. Uwi schläft mit Thermounterhose, Wintersocken, Shirt und Kapuzenpolluover - und setzt auch beim Schlafen die Kapuze auf. Ich hab alles doppelt, zwei paar Socken, zwei Hosen ...
Am Tage 13grad ond der Nacht 5grad. Die Maiglöckchen blühen immer noch.

Ja und von Anfang bis Ende Finnland haben wir nicht eine Finnhütte gesehen :O)

Der Grenzübertritt nach Russland hat gut geklappt. Jetzt kostet das Bier nicht mehr über 2€ im Supermarkt und der Crep 9€ - die ess ich dann lieber mit Kathrin und Marcus.

Aber die finnischen Radwege, die vermissen wir schon.


PS: Gestern haben wir einen Hannoveraner getroffen. Der wollte mit seinem Fahrrad ohne Gepäck mit nur einer Trinkflasche zum Nordkapp. Gibt schon verrückte Leute ;O)

Donnerstag, 9. Juni 2016

Nun sind sie schon in Helsinki


Also Finnland sieht aus, wie Schweden – nur etwas mehr Landwirtschaft und weniger Wald. Es ist alles so ordentlich organisiert, wie auf einer Modeleisenbahn. Es hat das bestausgebaute Straßennetz, dass ich kenne. Kreuzen sich zwei Straßen in einem Dorf, sieht es aus, wie bei uns eine Kreuzung von Fernverkehrsstraßen - mit Ampeln, Fußgängerüberwegen, Unterführung für Radfahrer …

Was wir noch entdeckt hatten, waren die größeren Holzhäuser für kommunale Einrichtungen oder Mehrfamilienhäuser, wie wir sie schon aus Tallin kannten.

Es gibt super Fahrradwege in den Städten. Die Fernradwege werden immer in verkehrsberuhigte Lagen gelegt – dass heißt, dass man Riesenumwegen machen muss. Gestern, haben wir bis 15:00 Uhr gebraucht um 45km auf bergauf, bergab durch die Dörfer zu fahren. Dann hatten wir keine Lust mehr und sind mal rasch 40km Fernverkehrsstraße gefahren. Das ging auch ganz gut. Es gab einen breiten Seitenstreifen.

Am lustigsten sind aber die Ausschilderungen der Fernradwege. Im vorigen Jahrtausend waren sie mal braun mit weißen Zeichen. Jetzt sind sie von der Sonne ausgeblast und sehen so aus:
Nur als Erklärung, warum wir uns manchmal verfahren.

Vom Lebensstandard sieht es hier nicht ganz so reich aus, wie in Schweden. Und überhaupt sind die Finnen ein ulkiges Völkchen. In die Augen schauen, scheint unhöflich zu sein und lächeln verboten. Alle älter als 8 Jahre rennen mit einem griesgrämigen Gesicht herum. Radwanderer haben sie scheinbar noch nie gesehen – wir haben auch nur einen getroffen (aus Erfurt). Andere Touristen gibt es auch nicht.
Unser Hotel ist sehr schön, aber auch hier haben alle Zimmer doppelte Schlösser – scheinbar eine Art gesellschaftlicher Paranoia.

Sie sind sehr hilfsbereit, wenn sie mal verstanden haben, was man möchte. Aber im ersten Moment rennen sie immer weg. Wie es aussieht kommen jetzt noch zwei Tage Berge und dann endlich Ostsee platt.

Montag, 6. Juni 2016

Hey, Hey Schweden



Das mit der Fähre nach Finnland hat ja dann doch noch gut geklappt. Wir wollten ja unbedingt von Kapellskär fahren, weil das Ticket dort günstiger ist. Fahrräder können umsonst mitfahren und der Hafen ist kleiner. Von Stockholm ca. 100km nordwärts. Die Kabine hatte Außenfenster, eigene Dusche, Fernseher, Überfahrt von 7 Stunden für zwei Personen und zwei Farhräder und hatte den gleichen Preis, wie das Hostel in Stockholm ;O)
Aus Stockholm raus ging besser als gedacht. Im Norden Stockholms kommt man schnell zu Wohngebieten wie Nicklasse oder Griebnitzsee. Ohne Autos, mit Menschen, die mit Kindern oder Hunden spazieren gehen. Dann sind wir ein bisschen im Kreis gefahren. Die geplante Straße war doch zu verkehrsreich.
Am nächsten Tag haben wir dank OSM immer die asphaltierte Wege neben der Autobahn gefunden (ehemaliges Militärgelände?) und sind so gut am Terminal angekommen. Dort fanden wir eine Riesenbaustelle und geschlossene Terminals. Die öffnen nur zu begrenzten Zeiten, weil ja alle online buchen. Das hab ich dann auch gemacht.
Nun hieß es doch Tschüß sagen zu Schweden. Vom leckeren Walnußbröden (Lidl – gibt es das auch bei und?) und den Haferkeksen haben wir einen Vorrat mitgenommen.

Was wir am meisten vermissen werden, sind die Toiletten mit warmen Wasser am Waschbecken. Händewaschen kann man sogar nach der Leergutabgabe im Supermarkt. Dafür gibt es aber einen Nachholbedarf an Bänken. In Tourigebieten gibt es schöne Rastplätze. In den Dörfern fehlen sie. Es gibt in jeden Dorf ein Folkshus oder ein Vörsammlungshus. Aber keine Bank davor. Da bleibt nur die Rast aus der Bank im Friedhof.

Eins muß ich unbedingt noch erwähnen. Das sind die Truppenübungsplätze der Armee. Die darf man benutzen als Fahrradfahrer oder Spaziergänger (nur nicht drin zelten – komisch). Damit nichts passiert, ist am Eingang eine Infotafel, wo drauf steht, wann im nächsten halben Jahr Übungen geplant sind – cool.

P.S. Und wir haben neue Isomatten von ThermaRest. Jetzt müssen wir nicht mehr frieren in der Nacht.

Freitag, 3. Juni 2016

Soviel Trubel mögen Brummschnuffel nicht

Also wir waren extra pünktlich aufgestanden und um 12:00 Uhr im Zentrum Stockholms. Aber die Kennzeichnung der Fahrradwege war, ähm, nicht so optimal.
Irgendwann, hab ich GPS angemacht und bin nur nach Routenführung gefahren. Dort ging aber kein Fahrradmodus, nur Fußgänger.
Das führte dazu, dass wir erst über die höchsten Berge fahren mussten und dann immer unter der Brücke standen, die wir eigentlich überqueren wollten. In dem ganzen Trubel also 2km zurückfahren, bis zum Fuß der Brücke um auf die nächste Insel zu kommen. Einmal bin ich auf einen Steg gegangen, um zu schauen, ob es noch eine andere Brücke gibt. Da fühlten sich die Bewohner der Brücke sehr bedroht. Es waren so Stadtstreicher. Und es war Ihre Brücke und ihr Boot, dass sie für sich persönlich aufgebrochen hatten, da hab ich wohl sehr gestört.

Am Ende stand ich dann 14:30 Uhr am Zentralbahnhof und dem Touristencenter mit einem komplett abgenervten Brummschnuffel. Es wollte sich kein Stockholm mehr ansehen und auch gar nicht mehr dableiben.
Ich hab dann entschieden, dass nächstgelegene Hostel anzusteuern um erst mal ein Kuschelgefühl herzustellen. Das waren so kleine Boote die unweit der Altstadt festgebunden waren. Mit viel Glück haben wir für zwei Nächte ein Zimmer bekommen. Es ist ganz nett, aber sehr stickig. Das Fenster kann man leider nicht öffnen. Die Toilette ist im Gang und die Bettwäsche muss man selber aufziehen – ok, aber für 100€ die Nacht.
Als alle Taschen im Zimmer waren und wir frisch geduscht in die Altstadt spaziert sind, gefiel es dem Brummschnuffel gleich besser.

Stockholm ist aber wirklich trubelig. Es ist so viel in Bewegung - die Menschen, die Autos, überall wird gebaut. Es gibt viele StartUps und innovative Unternehmen. Wär ich gern noch etwas länger geblieben, aber was nicht ist, ist nicht. Eine Stadtrundfahr haben wir natürlich gemacht, Wachablösung gesehen, Rüstkammer …
Und viel gelernt dabei. Gesundheitswesen ist wirklich komplett kostenlos in Schweden, wird nur von den Steuern bezahlt. Ebenso Schule, Schulbücher und Schulessen für alle Kinder. Für Studenten gibt es Stipendien, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Das ist Familienförderung.

Ansonsten war mir noch aufgefallen, dass es auf dem Lande gar keine Werbung gibt. Für Geschäfte gibt es Verkehrsschilder in der Größe der Richtungsschilder zum nächsten Ort nur eben weiß mit schwarzer Schrift und da steht drauf Lidl oder Batikboutike oder so, sehr angenehm. Die Schweden selber sind sehr großzügig und entspannt (außer beim Autofahren). Fragt man bei McDonald ob man den Platz tauschen könnte, damit wir an die Steckdose kommen, oder ähnlichen, sind sie unglaublich hilfsbereit. Sie lassen einen aber auch machen, wie man denkt, wenn man man in der feinsten Marina seinen Gaskocher auspackt und Kaffee kocht oder wegen dem fehlenden Richtungsschild vom Radweg bis auf die letzte Spitze eine Inselkette fährt (wo man am Ende umdrehen muss).

Jetzt bin ich mal gespannt, wie es in Finnland weitergeht.
P.S. sind wir doch vorgestern an einem Richtungsschild nach Öxelsund vorbeigefahren. So ein Quatsch, sagt das Brummschnuffel: „Öxelsund ist bei Elke auf dem Balkon“.